Montag, 20 März 2023 | 12:56 pm
Pl.Bezirksliga Lübeck-MecklenburgSpSUNToreDiffPkt.
1VfR Lübeck14---34:231119:9
2Schweriner FC 0314---29:181118:10
3Rostocker FC 9514---29:24515:13
4Phönix Lübeck14---25:23215:13
5Lübecker BV14---26:25113:15
6VfL Schwerin14---26:29-312:16
7Lübecker SV14---18:28-1011:17
8Oldesloer SV14---18:35-179:19
[su_expand more_text="mehr lesen" height="100" link_style="button" more_icon="icon: arrow-down" less_icon="icon: arrow-up"]20 Jahre Fußball – Erinnerungen und Statistiken von Tilly Röper bevor er 1924 nach Amerika auswandert
Schon mit dem 9.Lebensjahr begann mein Interesse für den schönen Fußballsport und hat mich auch bis heute noch – es sind immerhin gut 20 Jahre – in seinen Bann gehalten. Als kleiner Hosenmatz schwärmte ich für den soeben gegründeten Schweriner FC von 1903. Namen wie Ackermann, Zumpe, Paul Fischer, Johansen und Peters, und wie sie alle heißen, ließen schon damals unsere kleinen Herzen höher schlagen und waren mir das Vorbild eines echten Sportsmannes. Hatten die „Großen“ Ruhe, tummelten wir uns auf den Schulhof, kl. Exerzierplatz, vor dem Lazarett usw. fleißig einher, durchgefallene Knie, durchgestoßene Stiefel, zerbrochene Fensterscheiben usw. waren Zeugen unseres Fußballenthusiasmusses. Auch wie die Großen ihre Bezirke, Gaue usw. hatten, gab es bei uns ebenso genaue Einteilungen, und repräsentative Spiele, wie Müllerstraße und Wittenburger Straße gegen Roon- und Voßstraße, waren für uns große Ereignisse, für den Schutzmann allerdings weniger, grausam wurde durch ihn das Spiel abgebrochen und wir mussten unser Heil in der Flucht suchen. Schule und Fußballsport haben sie eigentlich nie so recht vertragen, und so musste auch ich etwas länger wie gewöhnlich studieren und zog dann schließlich, da ich mich absolut nicht mit den Lateinern vertragen konnte, auf die „Lateinlose“ in die Stadt des Glockenhechtes. Doch auch hier hatte man schon den Wert des Fußballsportes erkannt, zu meiner großen Freunde natürlich, und begann hier im FC Germania Teterow meine eigentliche Fußball-Laufbahn. Als 14jähriger Tertianer, ich bitte nicht festzustellen, wie alt eigentlich ein Tertianer regelrecht sein muss, übernahm ich die Angriffsführung des FC Germania und die Torwärter Neubrandenburgs, Bützows, Malchins usw. durften so manches mal „hinter sich“ greifen. Doch andere Städtchen, andere Mädchen, meine Heimatstadt rief mich, mir war es wenigstens so, und ich kehrte zurück und natürlich in die offenen Arme des lieben SFC´s. Mein Eröffnungsspiel machte ich als Mittelstürmer in der dritten Mannschaft. Es war das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft von Mecklenburg in der dritten Klasse. Intern. 99 Rostock war der Gegner. Mit Gesangbuch und vorher zur Bahn gebrachtem Koffer, welcher alte 03er erinnert sich nicht noch dieser Tragikomödie, gings nach Rostock. 12:1 gewinnen wir, 8 Tore durfte ich für mich verbuchen, und das immerhin gegen einen erstklassigen internationalen holländischen Verteidiger von Lahn. Die 9 Toren waren für mich der Geleitbrief in die zweite Mannschaft und im nächsten Spiel schon errangen wir mit der zweiten Mannschaft die Meisterschaft der zweiten Klasse von Mecklenburg gegen Rostock 95. 8:1 hier das Resultat, 5 muntere Dinger davon Ableger von mir. Durch einen kleinen Ausflug nach Norwegen, Belgien usw. fand meine Fußball-Laufbahn eine jähe, aber glücklicherweise nur kurze Unterbrechung, und soeben 16 Jahre alt geworden, durfte ich das höchste Ziel als erreicht betrachten, man stellte mich in die erste Mannschaft und gegen Altona 93 gings im Spiel um die Norddeutsche Meisterschaft. Ich spielte halblinks, hatte aber die Aufgabe, als vierter Läufer zurückgezogen zu spielen und mich nur an „Adolfs“ Fersen zu hängen. Wer Adolf in den Zeiten hat spielen sehen, na, ich danke, liebe Leser, was er von 30 Metern an auf den Pantoffel kriegte, saß unweigerlich. Wir konnten uns aber noch eben, für damalige Verhältnisse günstig aus der Affäre ziehen, mit 1:6 hatten wir das Nachsehen. Ich hatte nun meiner Meisterstücke abgelegt und durfte bis 1912 in der ersten Mannschaft des SFC bleiben, teils als Stürmer, in der Hauptsache aber als Verteidiger spielend. Pokale wurden errungen, Meisterschaften usw.. [su_custom_gallery source="media: 569,570" link="lightbox" title="never"]1912 setzte dann leider die bekannte Spaltung in unserem Verein ein, welche schließlich zur Trennung eines großen Teils unserer Mitglieder vom Verein und zur Gründung des VfB führte. Ich selber ging auch zum VfB über, heute noch die Gründe des Austritts zu erwägen, ist doch nur wenig von Interesse und würde wenig dienen, spielte die Zwischenzeit bis zur Gründung des VfB im FC Union Schwerin und später, da ich meinem Wigwam in Boizenburg aufschlug, für den BBC. Ja, du lieber Leser, du wirst dir vielleicht sagen, o Gott, 03, Union, Boizenburg, VfB, welch ein Wandervogel, aber vorbeigeschossen, Fußball mußte damals gespielt werden, einen Sonntag ohne Fußball gab es überhaupt nicht und auf diese Art mußte ich eben in so kurzer Zeit die Vereine wechseln. 1912, 13 und 14 wurde dann für den VfB gespielt, auch hier wurden Meisterschaften und Pokale errungen und muß ich eingestehen, daß nur die VfB verlebten Stunden eine stetige gute Erinnerung bleiben werden. 1913 genügte ich meiner Militärpflicht, und hatte hier wirklich Gelegenheit, Fußball von morgens bis abends zu betreiben. Auf der einen Seite der Verein, auf der anderen Seite die Regiments-, Bataillons- und Kompaniemannschaft. Doch mit einem Schlag sollte dem Spiel ein Ende gemacht werden. Es kam der große Krieg, ich mußte als Aktiver als erster mit ins Feld. 6 Wochen Vormarsch, wer vergißt ihn jemals, den Vormarsch in Feindesland! Eine Kugel hatte meinen linken Fuß durchschlagen und brachte mir das Ende der Soldatenlaufbahn, scheinbar auch als Fußballer. Ein Unglück kommt selten allein, der Rückzug an der Marne begann, und wir Verwundeten fielen in die Hände der Franzosen. In der Festung Blane bei Bordeaur verheilten meine Wunden dank der guten Behandlung eines amerikanischen Arztes recht gut, und im Januar konnte ich zum ersten mal ohne Stock gehen. Marokko war der nächste Wohnsitz, und hier durfte ich erstmalig feststellen, ob ich noch jemals wieder an das Fußballspiel denken konnte. 1916 war es, in Sidi Himan, als wir bei 30-50 Grad Hitze dem Fußball wieder frönen durften. Und es ging, hurra, eine große Sorge war mir vom Herzen gewichen. Wir haben oft in Afrika gespielt; auf glänzendem Rasenboden, und hatten erstklassige Leute unter uns, meine Mannschaft erkämpfte sich den Titel Meister von Marroko, FC Sidi Himan. Den Ball hierzu, hatte der VfB übers Wasser geschickt. In Frankreich hatte ich dann noch einige Male Gelegenheit, das geliebte Leder zu treiben, so u.a. in Orleans, Dormans, Chalons. Man wolle bei weitem nicht daraus schließen, daß wir somit ein Herrenleben drüben geführt, dann müßten wir nicht bei den Rothosen gewesen sein!! Auch die Gefangenschaft nahm schließlich mal ein Ende, und ich kehrte in die teure Heimat Schwerin zurück. Das erste, der VfB existierte nicht mehr, und so war es für mich eine Selbstverständlichkeit, meinem alten verein, welcher unbedingt mein Lehrmeister gewesen ist, wieder beizutreten. Ich habe es nie wieder bereut, und ich bin heute stolz darauf ein SFC 03er zu sein und werde es auch stets in meinem Inneren bleiben. Durch den Weggang Kunzes fiel an mich die Stelle des Spielführers der ersten Mannschaften, eine größere Ehre konnte man mir sicher nicht erweisen. 1919, 1920, 1921 und Anfang 1922 durfte ich ununterbrochen in der ersten (jetzt Liga) Mannschaft spielen, teils als Verteidiger, Stürmer und auch Torwart. Alle die letzten Jahre, besonders die Gefangenschaft, hatten dazu beigetragen den Körper zu ermatten, und ich mußte einige Monate aussetzen. Da ich als Feldspieler vielleicht für Ligaspiele zu langsam wurde, legte ich mich auf das Torwartspielen, spielte ein Spiel in der dritten gegen Viktoria Neukloster und übernahm dann den Spielführerposten der Gaumannschaft. Hier konnten wir dann die Meisterschaft von Mecklenburg erringen, ein Erfolg, wie er von einer zweiten Mannschaft einzig in der Geschichte des Vereins dasteht. Von 18 Spielen wurden 17 gewonnen, in einem mit 1:2 verloren. Gute Kameradschaft, festes Zusammenhalten und unbeirrbarer Siegeswill hatte die Mannschaft zu einem Ganzen zusammengeschweißt, der sie selbst über den stärksten Gegner den Sieg davontragen ließ. Doch noch einmal wurde ich zu höheren Ehren berufen. Carli Mahns Weggang machte mir den Weg zur Liga wieder frei und ich dürfte noch bis November 1924 das Heiligtum der Blau-Gelben behüten. Das Unglück wollte es, daß ich mir ausgerechnet zum Schluß, es war mein vorletztes Spiel gegen St. Pauli Sport eine Rippe brach und auf diese Art plötzlich in die Versenkung verschwinden mußte. Der Fußballsport in Europa-Afrika ist gewesen für mich. Auf ein Neues in Amerika. (Schweriner Fußballclub v. 1903 e.V. Vereinsnachrichten - 22. Jahrgang Ausgabe 9) [/su_expand]